Jeder Mensch hat sie. Jeder Mensch nutzt sie. Jeder Mensch braucht sie. Vorstellungsbilder. Imaginationen sind Vorstellungsbilder, die unsere rechte und unsere linke Hirnhälfte aktivieren. Gerald Hüther spricht von der „Macht der inneren Bilder.“ Ihre Macht kann uns beflügeln, aber auch unsere Flügel stutzen. Die menschliche Vorstellungskraft, (Fabrizio Benedetti im „Spiegel“ 2007), kann „Mechanismen in Gang bringen, die jenen ähneln, die von Arzneimitteln aktiviert werden.“ Die Vorstellungskraft kann eine Wirkung im Gehirn entfalten, sie kann biologische Veränderungen im Körper hervorrufen. Entscheidend dafür ist das Vorstellungsbild unserer Zukunft. Gespeist aus den Quellen unserer Arbeit, unseres sozialen Umfeldes, unseres Denkens und Fühlens.
Imagination statt Resignation
Motiviertes Handeln braucht ein starkes Gefühl. Implizite Bilder erzeugen diese Gefühle, sie erhöhen die emotionale Resonanz, berühren Herz und Hirn. Imaginationen sind deshalb ein wirksamer Hebel zur Steigerung der Mitarbeitermotivation. Die Placeboforschung bestätigt: Das Belohnungszentrum ist dann aktiv, wenn wir etwas Gutes erwarten. Die Menge des ausgeschütteten Dopamins korrelierte mit der Höhe der Erwartung, die an die Wirkung des Medikaments bestand. Der Placebo-Effekt hängt von der eigenen Erwartung ab, davon, ob wir Vorstellungen aktivieren können, die mit Hoffnung und Sinn verbunden sind, statt mit Resignation. Vorstellungen können verändert werden und sich verändern und damit eine Veränderung im Hirn herbeiführen.
Storytelling statt powerselling
Welche Geschichten kursieren? Welche Storys liefern Sinn?
Was wir uns erzählen, wie wir die Welt beschreiben, entscheidet über die Zukunft. Unser Bild von der Wirklichkeit ist wirklicher als die Wirklichkeit. Imagination beeinflusst unser Gehirn genauso wie echte Erfahrung. Die Neurobiologie zeigt: je nach Art und Intensität der Benutzung verändert bzw. vernetzt sich unser Gehirn. Es ist nicht erheblich, ob es sich um ein Bild der Wirklichkeit oder um eines aus der Vorstellung handelt. Es werden immer dieselben Nervenzellverbände angesprochen. Gelingt es uns, in der Vorstellung, einen Ort für unsere Zukunft zu entwerfen, an dem wir uns sicher, geborgen und gut aufgehoben fühlen, so ist das für unser Gehirn so, als ob wir uns tatsächlich an einem sicheren Ort befänden. Jene Gehirnregion, die für das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit verantwortlich ist, wird gestärkt. Die Conclusio: „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.“ (Picabia) Wenn sich die Richtung des Denkens und Fühlens erst einmal ändert, dann ändert sich auch das Leben. Es sind die inneren Bilder, die über unsere Zukunft entscheiden. Die entscheidenden Fragen:
Rufen die inneren Bilder starke Gefühle ab oder sind sie stumpf?
Sprechen sie nur den Verstand an oder berühren sie auch das Herz?
Geben sie Orientierung oder sind sie komplex und abstrakt?